Mit einer Flügelspannweite von fast einem Meter und einem Gewicht von ca. 315 g (Männchen) bis 340 g (Weibchen) ist die Schleiereule etwas kleiner als eine Saatkrähe. Charakteristisch sind ihre kleinen schwarzen Augen und ihr auffälliger, heller Gesichtsschleier, dem sie ihren Namen verdankt.
Insgesamt wirkt die Schleiereule sehr hell, ihre Oberseite ist hellgrau mit kleinen schwarz-weißen Flecken und ihre Unterseite gelbbraun mit kleinen dunklen Flecken. Die Männchen sind meist etwas heller als die Weibchen.
Die Schleiereule jagt nur bei Dunkelheit, sie ist die lichtscheueste aller bei uns heimischen Eulenarten.
Die Schleiereule ist mit vielen Unterarten nahezu weltweit verbreitet. In Mitteleuropa bevorzugt sie tief gelegene, relativ waldarme Gebiete. Als wärmeliebende Art besiedelt sie in Deutschland meist Lagen unterhalb von 600 m. In höheren Lagen verhindern schneereiche Winter das erfolgreiche Jagen.
Ihre weite Verbreitung hängt damit zusammen, dass die Schleiereule zum Kulturfolger geworden ist und die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft ihre Lebensgrundlage sicherte.
Für die Auswahl eines passenden Lebensraumes ist die Kombination von geeigneten Brutplätzen und günstigen Jagdgebieten entscheidend.
Bevorzugt werden als Brutplatz und Tageseinstand
Für die Jagd benötigt die Schleiereule offenes bis halboffenes Gelände mit ausreichendem Nahrungsangebot. Dazu zählen vor allem Flächen mit niedriger Vegetation wie Wiesen und Weiden.
Die Schleiereule beginnt meist zwischen Anfang März und Anfang Mai mit der Brut. Da die länglichen weißen Eier nicht alle gleichzeitig gelegt werden, sondern jeweils im Abstand von zwei bis drei Tagen, schlüpfen die jungen Eulen auch nacheinander aus. Die Altersunterschiede zwischen den Jungeulen einer Brut können somit bis zu drei Wochen betragen, was deutlich in den Entwicklungsstadien der Eulen sichtbar ist.
In guten Mäusejahren kommt es zu Zweit- oder selten sogar zu Drittbruten.
Da Schleiereulen kaum Fettreserven anlegen können, wirken sich schneereiche Winter sowie starke Schwankungen der Kleinsäugerbestände erheblich auf ihren Bestand aus.
Darüber hinaus ist die Schleiereule durch den Wegfall von Brutmöglichkeiten bei der Modernisierung von Kirchtürmen, Scheunen und Wohnhäusern und dem häufig damit verbundenen Schließen von Einfluglöchern gefährdet.
Die Intensivierung der Landwirtschaft und der rasant wachsende Anbau von Energiepflanzen wirkt sich ebenfalls negativ auf den Bestand der Schleiereule aus. Dort, wo Grünland in großem Umfang umgebrochen und Brachflächen in Nutzung genommen werden, wird die Nahrung für die Schleiereule knapper bzw. unerreichbar.
Gefährdet sind Schleiereulen auch durch Unfälle an Strommasten sowie durch den Straßen- und Schienenverkehr.
Helfen können wir den Schleiereulen, in dem wir ihnen Einflugmöglichkeiten in Scheunen und Ställen bieten, da sie dann hier auch bei schlechtem Wetter Mäuse jagen können. Zusätzlich lassen sich durch das Anbringen von Schleiereulenkästen gute Brutmöglichkeiten schaffen.
Die Kästen werden so aufgehängt, dass sich der Anflug im Gebäudeinneren befindet.
Bei Gebäuden, die im Inneren nicht für die Schleiereulen zugänglich gemacht werden können, bietet sich darüber hinaus die Möglichkeit, Schleiereulenkästen mit einem Anflugloch nach außen anzubringen. So können Eulenbrutplätze angeboten werden, ohne dass z.B. Tauben in das Gebäude gelangen können.
Kontrolle und Reinigung der Nistkästen
Die Nistkästen sollten spätestens alle zwei bis drei Jahre kontrolliert und ggf. gereinigt werden. Da die Gewölle der Jungvögel im Nistkasten verbleiben, wird der Platz im Eulenkasten nach jeder Brut enger. Eine Schleiereule frisst, je nach Alter, bis zu vier Mäuse pro Nacht. Je nach Größe des Geleges kommen so im Laufe einer Brutsaison hunderte Gewölle zusammen.Nach der Reinigung sollte der Eulenkasten mit einer kleinen Menge trockenem, groben Einstreu versehen werden (z.B. trockener Rindenmulch), da die Eulen außer den Gewöllen kein zusätzliches Nistmaterial eintragen.
Seit 2014 beobachten wir ein Schleiereulenpaar, das in einem Nistkasten auf dem Dachboden eines Wohnhauses in Xanten brütet. 2015 haben wir eine Überwachungskamera angebracht, so dass wir die Aktivitäten im Kasten rund um die Uhr beobachten können.
Von 2014 bis 2019 haben die Eulen jährlich erfolgreich Junge großgezogen:
Jahr | Brutbeginn | Anzahl Jungvögel | Ausflug der jungen Eulen |
2014 | Anfang Juli | 6 |
Anfang Oktober |
2015 | Ende März | 3 | Ende Juli |
2016 | Mitte April | 2 | Mitte August |
2017 | Mitte März | 5 | Mitte Juli |
2018 | Ende April | 5 | Ende August |
2019 | Anfang März | 6 | Mitte Juni |
2019 | Ende Juni | 4 | Ende Oktober |
Anmerkungen
2014 war ein sehr gutes Mäusejahr.
2016 war ein sehr schlechtes Mäusejahr, z.T. wurden die jungen Eulen mit Amphibien und Singvögeln gefüttert
In 2019 hatten wir erstmalig eine Zweitbrut! Aufgrund der sommerlichen Hitze konnten in der Zweitbrut aus 9 Eiern nur 4 junge Eulen erfolgreich großgezogen werden. Dennoch hatten wir insgesamt 10 junge Eulen in 2019!
Astrid Snowdon
Eike Ulf Mahnke